Nein, dies wird kein Schwelgen in Erinnerungen und Aufleben alter Heldengeschichten. Ich möchte nur die Gerüchteküche schließen und das überraschende Interesse an meiner beruflichen Neuorientierung befriedigen.
Ich bin seit genau 15 Jahren Lehrer. 15 Jahre an der Waldschule Hatten, einer beschaulichen Schule im Süden Oldenburgs. Ich war dort sogar Referendar und hätte man das Lehrerzimmer nicht umstrukturiert, wäre ich vermutlich noch immer an meinem ursprünglichen Platz. Ich habe über 10 Jahre lang mein gesamtes Herzblut in diese Schule gesteckt und sicherlich in gewissen Maße dazu beigetragen, dass diese tolle Schule im Bereich des Mobilen Lernens und der digitalen Bildung bundesweit ganz vorne mitspielt. Das maße ich mir an zu sagen… es gab unschöne Zeiten, die vor drei, vier Jahren begannen, als ich mich mit meinem ehemaligen Schulleiter komplett überwarf und durch einige dienstliche Anweisungen das „Gefühl“ für meine Schule verlor. Es tat manches sehr weh, aber wie es in einer Beziehung ist: Wenn es vorbei ist, gibt es meistens kein Zurück. Ich fand parallel meine Passion in der Medienberatung und legte mein komplettes Engagement dort hinein. Man kann sagen, es war meine neue Beziehung. Die Bindung zur Schule schwand von Tag zu Tag und ich erlebte die neue Beziehung als sehr erfüllend und baute mir dort einiges auf. Nie zuvor hatte ich es erlebt, dass man so frei und selbstgesteuert arbeiten konnte und ich genoß es. Die Freiheiten führten dazu, dass ich mich ausleben und definieren konnte. Ich danke meinen Fachaufsichten des NLQ für dieses Vertrauen und diese tollen Arbeitsbedingungen. mobile.schule, Netzwerktreffen, Schulungen, Beratungen, Tabletgroßprojekte, etc. – wir haben einiges erreicht in Niedersachsen und es gibt so viel mehr zu tun. Ich wünsche euch viel Erfolg und vor allem Freude dabei!
Durch die Pionierrolle meiner Schule im Bereich der Tabletnutzung kamen Kontakte zu Firmen wie Apple und Adobe und vielen anderen auf und ich entdeckte die Macht des Netzwerkens. Events planen, zusammen mit anderen Instituten und Firmen Dinge auf die Beine stellen, Fußabdrücke hinterlassen. Offensichtlich hatte ich mir in den Jahren einen Namen gemacht und wurde mehr und mehr in anderen Bundesländern und auch in benachbarten Ländern als Sprecher, Trainer und Berater angefragt. Das Netzwerk wuchs, die Konflikte auch. Vernetzung und länderübergreifendes Arbeiten sind eben leider nicht Teil der Lehrerarbeit. Ich aber denke, daß man genau da ansetzen muss. Dass wir rauskommen müssen aus unseren Löchern und uns vernetzen müssen. Dass wir voneinander lernen müssen, die Grenzen im Kopf und in der Bildung aufheben müssen. Genau das habe ich nun vor. Ich möchte frei sein und die Dinge tun, die mir das NLQ ermöglichte, für die mich das Beamtentum allerdings einengte. Ich möchte helfen, Bildung zu verändern und genau da ansetzen, wo ich aufgehört habe. Ich möchte Schulen helfen sowie Kolleginnen und Kollegen motivieren. Ich möchte schulen und trainieren. Ich möchte dabei helfen, den digitalen Wandel in deutschen Bildungseinrichtungen zu begleiten und das Verständnis dafür zu vermitteln. Ich möchte Veranstaltungen organisieren und Menschen zusammenbringen, die ihren Unterricht zeitgemäß gestalten wollen. Ich möchte Betriebe begleiten, diesen Changeprozess erfolgreich umzusetzen. Ich möchte gerade so viel, dass ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll. Mein Kalender ist bis Ende des Jahres zum Bersten gefüllt, was mir auf der einen Seite Sicherheit gibt, auf der anderen aber auch zeigt, dass ich wieder sehr viele Stunden im Flieger und im Zug sitzen werde. Ich mag es zwar, aber ich muss eines noch lernen dabei: Ich muss mich besser strukturieren, mir Grenzen setzen. Ich muss lernen, NEIN zu sagen und an mich zu denken sowie an Menschen, die mir wichtig sind. Das wird die größte Herausforderung auf meinem neuen Weg.
Ich wurde häufig gefragt, was ich vermissen werde… ich werde die Kids in der Schule vermissen. Ich werde diesen typischen Geruch von tobenden Kindern in miefigen Schulgängen vermissen. Ich werde einige Kollegen vermissen, aus der Waldschule wie auch aus dem NLQ. Aber seid euch gewiss, ich bin stets in der Nähe. Es gibt genug Dinge, bei denen sich unsere Wege kreuzen werden und erste Projekte sind eingetütet. Also sehe ich eigentlich keinen Abschied von Individuen, lediglich von meiner Rolle als Lehrer, aus der ich aber eh die letzten Jahre mehr und mehr rausgewachsen bin.
Es beginnt eine spannende Zeit und damit meine ich nicht nur meinen neuen Krankenkassenbeitrag oder das Wegfallen der Sommerferien. Nein, viel mehr… ich bin nun selbständig und frei. Ich kann machen, wozu ich Lust habe. Ich kann entscheiden, was ich wann wie mache. Klingt romantisch und naiv, ist es auch. Und ich genieße es so. Kommt mir nicht mit der Realität, die schaue ich mir erst in ein paar Wochen an. 🙂
Dies ist kein Abschied, dies ist ein Neubeginn.