Vor über 1,5 Jahren wollte ich diesen weiterführenden Blogartikel geschrieben haben. Ich muss mich wohl für die kleine Verspätung entschuldigen.
Ich möchte nochmal ganz zurück gehen, an den Moment, als ich entschied, als Lehrer auszusteigen. Warum eigentlich? Im Nachhinein schwer zu sagen. Zum Einen war ich durch meine Beratungstätigkeit irgendwie der Schule entwachsen, zum Anderen fremdelte ich mehr und mehr mit dem System, in dem ich diesen wundervollen Job ausführen musste. Bürokratie, fehlende Flexibilität und Veränderungsbereitschaft waren drei Killerargumente damals. Ich empfand die freie Gestaltung in der Selbstständigkeit verführerisch und fand auch in der Realität genau das. Mündigkeit, Freiheit, Flexibilität. Und dann kam Corona! Die Projekte purzelten rein, die Aufträge wurden größer und größer und ich saß teilweise 20 Stunden am Arbeiten und genoß den Erfolg. Verrückt, was alles passierte.
Als ich 2021 einen tollen Mann, Thomas Klocke von AVR, kennenlernte, bot er mir an, dieses sehr schnell gewachsene und über mich (im Positiven) herübergerollte Graswurzelchaos zu einer Firma auszugründen. Gesagt, getan. Die GmbH wurde im Mai 2021 gegründet und er half mir dabei, Struktur zu bekommen, einen Namen aufzubauen und die mobile.schule zu dem zu machen, was sie heute ist. Magazin, Reichweite, Ausbau der Tagung in Hannover und Messekooperationen wie mit der Didacta sind eine Folge davon. Der Zug fuhr immer schneller, die Fahrt wurde immer wilder. Die mobile.schule hatte sich als übergreifendes Netzwerk von Lehrkräften, Firmen, Schulträgern, Stiftungen, Politikvertretern und vielen anderen einen Namen gemacht, der maßgeblich für zwei Dinge steht: 1. Vernetzung. 2. Qualitativ hochwertige Fort- und Weiterbildung.
Das Jahr 2022 überstieg das Jahr 2021 nochmal um das Doppelte; das Doppelte an Arbeit, Aufträgen, Erträgen. Nur eines lag mir wie Blei im Magen, die Art und Weise des Wachstums. Willst du das überhaupt? Reicht es nicht irgendwann? Will ich Personal einstellen und die Verantwortung noch erhöhen? Fragen kamen auf, die maßgeblich waren und beantwortet werden mussten, die zugleich aber viel Leichtigkeit nahmen. Ich arbeitete auch 2022 und 2023 mit einem einzigen geringfügig beschäftigten Studenten, mehr Mitarbeiter hatte ich nie. Darüber lachten meine Bekannten und vor allem auch der Steuerberater, der fragte, ob ich noch alle Latten am Zaun hätte, das alles alleine zu stemmen. Aber ich fühlte mich ja gar nicht alleine, weil ich dieses wundervolle Netzwerk an Lehrkräften hatte sowie Thomas. Die vielen Menschen um mich herum genoßen die Flexibilität und teilweise verrückten Projekte, die über Nacht entstanden. Das macht die mobile.schule schließlich aus. Viele Menschen unterstützten mich, halfen mir, waren geduldig und fair. Dafür danke ich den mobile.schule Allstars unter der liebevollen Führung von Saskia von Herzen. Ihr wisst, wer ihr seid. Genau, ihr, die vielen Referierenden, mit denen ich hunderte von Einsätzen durchgeführt habe.
Im Sommer 2022 sprachen plötzlich Geschäftsführende mit mir, die Interesse an mir und meiner Firma verkündeten. Geschäftsführende von Verlagen, Systemhäusern und Agenturen, die allesamt das Potenzial sahen, die in guter Fortbildung stecken. So kam es, dass ich knapp 1,5 Jahre schwerpunktmäßig Gespräche führte, die darauf hinzielten, meine Firma zu verkaufen, Anteile zu verkaufen, in eine bestehende Firma zu integrieren etc. Was soll ich sagen? 2023 war ein Jahr voller Entscheidungen, Bauchweh, Zahlen, Konzepten und anderen Dingen, die die Entwicklung der Firma gänzlich in den Hintergrund rücken ließen. Da merkt man, wenn man alleine ist. Letztlich saß ich die letzten Monate am Schreibtisch, machte die Buchhaltung, Steuern, erstellte Prognosen, schrieb Ideen auf und machte kaum mehr etwas von dem, was mir Spaß macht. Und das alles, weil mir eigentlich tolle Angebote gemacht wurden. Hier trafen einfach zwei Welten aufeinander: Konzern und Idealist. Wo gehöre ich hin? Tatsächlich musste ich mir eingestehen, dass meine ursprüngliche (und ein wenig naive) Idee, mich beratend und fortbildend selbstständig zu machen, längst der Vergangenheit angehörte und die Bedeutung der Firma und deren Erträge längst ein Ausmaß angenommen hatte, das ohne professionelle Hilfe eigentlich gar nicht zu leisten war. Mit professioneller Hilfe meine ich eine Buchhaltung, einen vernünftigen Steuerberater (der nicht vergisst, dir zu sagen, dass du demnächst sechsstellige Nachzahlungen hast), konzeptionelle Mitdenker, Profis für Ausschreibungen, Marketing, Vertrieb und und und. Wachstum und Professionalisierung bedürfen also des nächsten Schrittes, denn Stillstand war noch nie so mein Ding.
Ich war also da angekommen, wo ich mich damals sah, als ich als Lehrer in den Sack haute. Ich steckte wieder in den Rahmenbedingungen und Formalitäten fest, die mich abhalten, das zu tun, was ich liebe…
Das war also mehr als ein Jahr lang die Frage, die ich mir stellte und die mich zu einer für mich tiefgreifenden Veränderung veranlasste: Ich verabschiede mich von der Eigenständigkeit und ich gehe eine Partnerschaft mit dem Westermann Verlag ein! Jawohl, richtig gelesen. Was bedeutet das für die mobile.schule? Eigentlich inhaltlich nicht viel, denn außer Veränderungen im Handelsregister und Strukturen, die euch gar nicht tangieren müssen, wird die mobile.schule genau das machen, was sie am besten macht: Vernetzen und fortbilden, begeistern und inspirieren. Und der Kern der Firma ist und bleibt das Netzwerk der mobile.schule Allstars, die vielen tollen Referierenden. Was aber ändert sich darüberhinaus? Wir werden mit der geballten Power des niedersächsischen Schulbuchverlags all unsere Formate (und viele neue) in die bundesdeutschen Schulen bringen, Messen organisieren, pädagogische Tage planen, Fortbildungsreihen durchführen und endlich wieder coolere Sachen machen als Steuererklärungen und Buchhaltung. Ich möchte wieder mehr für dieses Netzwerk da sein, eure Ideen anhören und umsetzen. Ich möchte wieder tolle Sachen planen, Dinge wagen und mutig sein. Das alles schaffe ich nur mit einem Team und dieses Team (mein Bauch entscheidet bei solchen Entscheidungen) habe ich um das Westermann- Team von Nicole Bornemann gefunden, die die kaufmännische Geschäftsleitung der mobile.schule übernehmen wird. Dazu wird auch (und diese Katze ist ja schon weitgehend aus dem Sack) der wundervolle Kolja Brandstedt gehören (ehemals Pacemaker). Er wird die Firma mitgestalten, seine Expertise beisteuern als mein Wingman agieren. Weitere tolle Menschen arbeiten dann ebenso in diesem Team mit, wobei ich stellvertretend meinen großartigen „Rockerfreund“ Christian Bass nennen möchte, der mir in den letzten Monaten sehr zur Seite stand. Danke an alle drei genannten Personen!
Ich freue mich riesig darauf, die mobile.schule größer zu machen, Strukturen zu bekommen und meine vielen Ideen endlich umsetzen zu können. Ich freue mich auf alles was kommt.
Mein Abenteuer geht weiter!
Mögen all Deine Wünsche in Erfüllung gehen. 👍 LG Friedel Koch
Dank dir, Friedel 🙂
Glückwunsch! Klingt super! Ganz viel Erfolg dabei und Zufriedenheit in und außerhalb der Arbeitstätigkeit! 😉
Dank dir, Sushi.
Toller Artikel,
ich durfte deinen Gedankenprozess ja auch mitbegleiten und du hast die vergangenen (viel zu viele) Monate treffend zusammengefasst. Möge sich dein Team noch etwas vergrößern und das Jahr 2024 neue Maßstäbe setzen.
Ja, du warst sehr lange dran beteiligt und wirst es hoffentlich noch sehr lange bleiben 🙂
Tolle Story , ich freue mich, wenn es nun doch so klappt, wie du dir alles vorgestellt hast und wünsche weiterhin viel Erfolg! 🍀
Wir sehen uns! 😃